2023
Interdisziplinäres Kolloquium ARKUM – Fachdisziplinen im Gespräch!
Mo, 17:15 Uhr an den folgenden Terminen: 30.10., 13.11. ,27.11., 11.12., 08.01.2024, 22.01., 05.02.
CfP
Interdisziplinäre Projekte besitzen, je nach Fachdisziplin, in der Theorie einen hohen Stellenwert. In der Praxis scheitern sie jedoch oft an der fehlenden Zeit und gegenseitigen Wertschätzung: So ist es erforderlich, sich bezüglich des jeweiligen Forschungsobjektes intensiv mit dem Forschungsstand des anderen Faches auseinanderzusetzen. Ferner bedarf es Kenntnis der jeweiligen Quellen und Methoden der anderen Disziplin. Hinzukommend werden in den verschiedenen Fächern zwar oft dieselben Begrifflichkeiten verwendet, die jedoch, je nach Disziplin, eine völlig andere Bedeutung besitzen. Nicht zuletzt erscheint nicht selten das eigene Fach als ‚Königsdisziplin‘, die Befunde anderer Fächer werden oft gar nicht wahrgenommen. Wenn sie doch rezipiert werden, werden sie als zweitrangig eingestuft, was oft zu Unmut und gegenseitigem Unverständnis führt. Insbesondere, wenn es um die Generierung von Projektfördergeldern geht, sind all diese Herausforderungen oft mit dafür verantwortlich, dass interdisziplinär angelegte Projekte am Ende doch fachintern gelöst werden: Nicht nur die endgültige fachliche Zuordnung eines Antrags in einer Projektförderlinie stellt ein Problem dar, sondern auch die aufzubringende Zeit, die Kolleginnen und Kollegen des anderen Faches überhaupt zu verstehen – Zeit, die kaum jemand im normalen Forschungsalltag hat.
Interdisziplinär wirkende Institutionen, im vorliegenden Fall der ‚Arbeitskreis für historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa e.V.‘ (ARKUM), haben es sich so zur Aufgabe gemacht, als Knoten im interdisziplinären Netzwerk zu fungieren. Sie stellen für alle diejenigen, die gerne interdisziplinär arbeiten möchten, Anlaufstellen dar, die oben genannten Herausforderungen zu bewältigen. Das erfolgt u.a. mittels regelmäßig stattfindender, disziplinübergreifender Fachtagungen. Im Fall von ARKUM bildet dabei die historische Kulturlandschaftsforschung in Mitteleuropa den Forschungskern. Vor allem vier Aspekte stehen hier im Fokus des gemeinsamen Interesses: (1) Genese und Wandel der Kulturlandschaft, (2) das epochenübergreifende Arbeiten – es umfasst die Zeitspanne von der Vorgeschichte, über das Mittelalter und die Frühe Neuzeit bis in die Gegenwart hinein mit dem Ziel von Raum-Zeit-Vergleichen, (3) das interdisziplinäre Arbeiten – vor allem im Bereich von Archäologie, Geschichtswissenschaften und Geographie sowie (4) die intensive Auseinandersetzung mit Methoden (u.a. Raumkonzepte) und Begriffen der historischen Kulturlandschaftsforschung von der Archäologie, über die Interpretation von Archivalien und Karten, die Auswertung von Landschaften als Träger von Geschichtlichkeit bis zur Integration naturwissenschaftlicher Befunde.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass zwei Fachtagungen im Jahr längst nicht ausreichen, mit den oben beschriebenen Herausforderungen fertig zu werden. Es bedarf einer regelmäßigen Diskussion und Auseinandersetzung. Entsprechend laden engagierte Mitglieder des Vereins ARKUM für das WS 2023/24 zu einem solchen, regelmäßigen Austausch ein. Er soll dazu dienen,
Zu den im Zweiwochenrhythmus stattfindenden, 90-minütigen, digitalen Seminartreffen (ZOOM) sind alle diejenigen regelmäßig eingeladen, die ein Thema im Kontext des oben beschriebenen Forschungsrahmens bearbeiten und dieses gerne einmal in einem interdisziplinären Kontext vorstellen möchten. Die Präsentationen sollten sich in einem zeitlichen Rahmen von 15–25 Minuten bewegen und können dazu dienen, besonders ‚knifflige‘ Fragen oder Aspekte, den möglichen Umgang mit Einzelbefunden, die methodische Herangehensweise etc. vorzustellen bzw. diskutieren zu lassen. Pro Sitzung soll stets auch Zeit eingeräumt werden, aktuelle Probleme in der eigenen Forschung anzusprechen und zu diskutieren.
Der CfP richtet sich dabei nicht nur an Wissenschaftler*innen und interessierte Studierenden aus den ARKUM anvisierten drei Disziplinen Archäologie, Geschichtswissenschaft und Geographie, sondern auch gerne an andere Fachdisziplinen (z.B. die Soziologie), die sich mit Fragen rund um Raum und Landschaft beschäftigen. Eingeladen sind auch alle diejenigen, die einfach nur Interesse am Thema und an den regelmäßigen Diskussionen haben, aber selbst nicht vorstellen möchten.
Bewerbungen für einen Vortrag in Form eines Abstracts (max. 2.000 Z.) und einer Kurzvorstellung bzw. eine Interessensbekundung für eine einfache Teilnahme richten Sie bitte bis zum 15.10.2023 an Dr. Lina Schröder, lina.schroeder@uni-wuerzburg.de.
INTERNATIONALE WISSENSCHAFTLICHE TAGUNG DER POLNISCH HISTORISCHEN MISSION: Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden”. Freiheit und Unfreiheit in Mitteleuropa (vom Frühmittelalter bis 1989)
Termin: 28.-29.09.2023
Tagungsort: Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg (Domerschulstraße 17, Würzburg)
Programm: http://pmh.umk.pl/de/sklaverei/programm/
Veranstalterinnen und Veranstalter:
Das Recht eines jeden Menschen auf persönliche Freiheit ist ein zentrales Thema der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte”, die 1948 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Im ersten Artikel wird betont, dass der Mensch frei, mit individueller Würde und ausgestattet mit unveräußerlichen Rechten, geboren wird: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren” („All human beings are born free and equal in dignity and rights”). In den nächsten Punkten wurden die Rechte garantiert, die die Freiheit des Menschen im weitesten Sinne ausmachen, unter anderem: persönliche Freiheit, das Recht auf Freizügigkeit, das Recht auf Arbeit und Beruf, auf Eigentum und das Recht zu heiraten. Im vierten Artikel der „Erklärung” – der zum Motto unserer Tagung wurde – wurde die Unveräußerlichkeit des Rechts auf Freiheit und Pönalisierung aller Formen von Versklavung erklärt: „Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel sind in allen ihren Formen verboten” („No one shall be held in slavery or servitude; slavery and the slave trade shall be prohibited in all their forms”).
Ziel der Tagung ist es, die lange Entwicklung der Idee des Rechts eines Jeden auf volle Freiheit und die Definition dieses Rechts als unveräußerlich aufzuzeigen: in der philosophischen wie rechtlichen, aber auch in der religiösen (alle Christen, unabhängig von ihrer sozialen Position, sind gegenüber Gott gleich und frei) Theorie und Praxis Mitteleuropas. Es stellt sich unter anderem die Frage, ob der in der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte” verwendete Begriff der „Sklaverei” – der auch in der Rechtsetzung der mitteleuropäischen Staaten im 19. und 20. Jahrhundert auftaucht – zu den rechtlichen und gesellschaftlichen Verhältnissen in diesen Gebieten in den vergangenen Epochen (beginnend im Frühmittelalter) richtig passt. Dabei wird es ebenso interessant sein zu sehen, auf welche Weise verschiedene Formen der Beschränkung der Freiheit der Menschen definiert und inwieweit sie rechtlich und gesellschaftlich in Bezug auf verschiedene Individuen und Gruppen akzeptiert wurden. Diesbezügliche Beispiele für Rechtfertigung der Freiheitsbeschränkung sind etwa die Untergrabung des Menschseins, der intellektuellen Möglichkeit der Selbstbestimmung oder das Zulassen einer Versklavung von Nicht-Christen. In diesem Zusammenhang scheint es außerdem ebenso wichtig, die Entwicklungen in Philosophie und Theologie zu betrachten, die die Einschränkung der Freiheit einzelner Personen sowie ethnischer, sozialer oder religiöser Gruppen rechtfertigten oder ablehnten. Beispielsweise wurde in der spanischen Neuscholastik der „Schule von Salamanca” gerade diese Ablehnung intensiv durchdacht, was zur Idee des „ius gentium” im modernen Sinne führte – nicht im Sinne eines Völkerrechts, sondern eher gedacht als ein individuelles Recht der Menschen. Letzteres führt zu weiteren Fragen: Welchen Einfluss übten die in verschiedenen Regionen der Welt stattgefundene philosophische Diskurse auf die Situation in Mitteleuropa aus? Oder welche Bedeutung hatte die Reformation mit ihren verschiedenen Auslegerungen? Die Tagung zielt darauf ab, an ausgewählten Beispielen verschiedene Gründe, Ausmaß, Umstände, Formen und Folgen der Beschränkung der Freiheit der Menschen (bis auf ihre Versklavung) aufzuzeigen. Die Referate der Tagung sollen anhand konkreter Beispiele den Prozess der Umwandlung der Idee der Sklaverei im antiken Sinne in andere Formen der individuellen und kollektiven Versklavung und deren letztendliche Negierung und Pönalisierung aufzeigen und dabei auch die aktuell geführten und sehr vielfältigen wissenschaftlichen Debatten miteinbeziehen.
Der geographische Rahmen der Tagung umfasst Mitteleuropa, wobei der Schwerpunkt auf zwei Räumen liegt: den historischen polnischen und deutschen Kultur- und Geschichtsraum. Die politischen Grenzen dieser Gebiete decken sich weitgehend mit den Territorien des Heiligen Römischen Reiches, Preußens, des Deutschen Bundes bzw. des Deutschen Reichs bis hin zur DDR und BRD sowie mit Polen (Königreich Polen, Polen-Litauen, Rzeczpospolita, Herzogtum Warschau, Kongress-Polen, Zweite Polnische Republik, Volksrepublik Polen). Der Untersuchungszeitraum erstreckt sich über verschiedene Epochen, vom frühen Mittelalter bis etwa 1989.
Dieser Call for Papers richtet sich insbesondere an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich der Geisteswissenschaften, aber auch an Interessierte aus anderen benachbarten Forschungsdisziplinen. Einführende, übergreifende und vergleichende Beiträge sind explizit erwünscht. Ebenso können Einzelbeispiele mit entsprechender Signifikanz auf der Tagung vorgestellt werden.
Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Für jeden Vortrag ist eine Dauer von 20 Minuten vorgesehen. Tagungsgebühren werden nicht veranschlagt. Honorare können nicht gezahlt werden. Die Veranstalterinnen und Veranstalter bemühen sich derzeit, die Reise- und Übernachtungskosten der Referierenden sicherzustellen.
Es ist uns wichtig, dass die Referate nach der Tagung zum Druck vorbereitet werden. Die Veröffentlichung der Beiträge ist im Jahrbuch Bulletin der Polnischen Historischen Mission Nr. 19 (2024) vorgesehen.
Wir laden Sie herzlich zur Teilnahme an der Tagung ein! Bitte richten Sie Ihre Vorschläge (Anmeldeformular Link, Einwilligung zur Datenverarbeitung Link) bis zum 15. Januar 2023 per E-Mail an Dr. Renata Skowrońska (E-Mail: r.skowronska@uni-wuerzburg.de).
Die Tagung wird in Verbindung mit dem Archiv und Bibliothek des Bistums Würzburg und dem Kolleg „Mittelalter und Frühe Neuzeit” veranstaltet.
„Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen […].“ Migrationsbewegungen zwischen den deutschen und polnischen Gebieten vom Mittelalter bis 1989
In der Geschichte Mitteleuropas spielen Migrationsbewegungen, sowohl natürliche wie auch erzwungene, eine große Rolle. Die heute wohl meist bekannten historischen Wanderungen – die der vielfältigen und keinesfalls homogenen germanischen Ethnien vom 4. bis ins 6. Jahrhundert – werden in engem Zusammenhang mit dem Niedergang der weströmischen Zivilisation und dem Anfang des kulturell deutlich anders geprägten europäischen Mittelalters gedeutet. Ebenso wichtig für das historische Verständnis Polens und Deutschlands sind Wanderbewegungen der späteren Zeiten, auch wenn sie nicht im großen Ausmaß erfolgten und zum Teil heute wenig bekannt sind: Sie beeinflussten und prägten die verschiedenen Regionen, die sie betrafen. Diese Migrationsbewegungen konnten einen natürlichen Charakter haben, Teil einer Suche nach Innovationen (militärisch, religiös, wirtschaftlich) sein oder von einem tief in der Psyche des Menschen verankerten Veränderungsbedürfnis herstammen, das der Suche der einzelnen Personen, Familien oder Gruppen nach einem neuen und besseren Leben geschuldet war. Zuweilen wurden sie auch durch ungünstige externe Faktoren verschiedener Art verursacht – politischer, wirtschaftlicher oder sozialer Herkunft. Einen wichtigen Einfluss auf die Mobilität der Menschen übte die Territorial- und Staatsgewalt aus: Sie versuchte, die Bewegungen in den Territorien zu kontrollieren und zu steuern bzw. diese zur Durchsetzung politischer Ziele einzusetzen. Und so instrumentalisierten die jeweiligen Obrigkeiten bis ins späte 20. Jahrhundert – ebenso in deutschen wie in polnischen Gebieten – mit den Migrationsbewegungen: Sie lösten diese aus, verstärkten sie oder versuchten, diese zu verhindern. Die Mobilität der Bevölkerung wurde auf verschiedene Art und Weise erzwungen, gefördert, toleriert oder eben nicht akzeptiert, eingeschränkt, bis hin zu Versuchen, diese zum möglichst weitgehenden Stillstand zu bringen. Migration war somit auch ein Instrument im Sinne politischer, wirtschaftlicher und sozialer Zwecke. Die tatsächlichen Folgen der Migrationspolitik waren jedoch unvorhersehbar, Bevölkerungsbewegungen hatten oft erhebliche Auswirkungen, die nicht immer den Intentionen der Verursachenden entsprachen.
Ziel der internationalen wissenschaftlichen Tagung ist die Darstellung der Geschichte der natürlichen und erzwungenen Migrationsbewegungen zwischen den polnischen und deutschen Gebieten vom frühen Mittelalter bis zum Jahr 1989. Dabei sollen verschiedene Gründe, Quantitäten, Formen und Konsequenzen der Aus- und Einwanderungen aufgezeigt werden: Beginnend mit Beispielen für gewaltfreie gezielte An-, Aus- und Umsiedlungspolitik, bis hin zu erzwungenen Migrationsbewegungen und Flucht aus verschiedenen Gründen (Konfession, Nationalität etc.). Das Zitat im Titel der Tagung – „Jeder hat das Recht, jedes Land, einschließlich seines eigenen, zu verlassen […].“ – stammt aus dem Artikel 13 der „Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte“ (1948), in dem die Auswanderungsfreiheit sowie das Recht „in sein Land zurückzukehren“ bestätigt wurden.
Der geographische Rahmen der Tagung umfasst zwei Bereiche: den historischen polnischen und deutschen Kultur- und Geschichtsraum. Die politischen Grenzen dieser Gebiete decken sich weitgehend mit den Territorien des Heiligen Römischen Reiches, Preußens, des Deutschen Bundes bzw. des Deutschen Reichs bis hin zur DDR und BRD sowie mit Polen (Königreich Polen, Polen-Litauen, Rzeczpospolita, Herzogtum Warschau, Kongress-Polen, Zweite Polnische Republik, Volksrepublik Polen).
Untersuchungszeitraum: epochenübergreifend, vom frühen Mittelalter bis um 1989.
Dieser Call for Papers richtet sich insbesondere an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Bereich der Geisteswissenschaften, aber auch an Interessierte aus anderen benachbarten Forschungsdisziplinen. Einführende, übergreifende und vergleichende Beiträge sind explizit erwünscht. Ebenso können Einzelbeispiele mit entsprechender Signifikanz auf der Tagung vorgestellt werden.
Die Tagungssprachen sind Deutsch und Englisch. Für jeden Vortrag ist eine Dauer von ca. 20 Minuten vorgesehen. Tagungsgebühren werden nicht veranschlagt. Honorare können leider nicht gezahlt werden. Die Veranstalterinnen und Veranstalter bemühen sich derzeit, die Reise- und Übernachtungskosten der Referierenden sicherzustellen. Die Veröffentlichung der Vorträge ist im Jahrbuch „Bulletin der Polnischen Historischen Mission“ Nr. 18 (2023) vorgesehen.
Wir laden Sie herzlich zur Teilnahme an der Tagung ein! Bitte richten Sie Ihre Vorschläge bis zum 9. Januar 2022 per E-Mail an Dr. Renata Skowrońska (E-Mail: r.skowronska@uni-wuerzburg.de). Weitere Informationen: http://pmh.umk.pl/de/tagung-migration/
Veranstalter:innen:
Die Tagung wird in Verbindung mit dem Kolleg „Mittelalter und Frühe Neuzeit” veranstaltet.
2021
Die Tagung wurde unter der Schirmherrschaft von Frau Staatsministerin Melanie Huml und Herrn Generalkonsul Jan M. Malkiewicz veranstaltet.
Gefördert durch die 'Deutsch-Polnische Wissenschaftsstiftung (DPWS)' und das 'Haus des Deutschen Ostens (HDO)'
Veranstalter:innen: Renata Skowrońska (Polnische Historische Mission an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg/Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń), Andreas Otto Weber (Haus des Deutschen Ostens (HDO)), Andrzej Radzimiński (Nikolaus-Kopernikus-Universität Toruń, Institut für Geschichte und Archivkunde, Lehrstuhl für Geschichte der skandinavischen Länder sowie des Mittel- und Osteuropas), Helmut Flachenecker und Lina Schröder (Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Philosophische Fakultät, Lehrstuhl für Fränkische Landesgeschichte)
Ziel der Tagung ist die Darstellung der Entwicklung des Konzepts der Staatsangehörigkeit als gegenseitiges Rechtsverhältnis zwischen dem Individuum und dem Staat unter besonderer Berücksichtigung der Situation in den polnischen und deutschen Gebieten vom Mittelalter bis um 1948 (Verkündung der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte). Dabei sollen, ausgehend von Formen, die die Privilegierung bestimmter sozialer Gruppen und Schichten zum Ziel hatten (z. B. die Stadtbürgerschaft im Mittelalter und der Frühen Neuzeit), verschiedene Phasen der Entwicklung dieses Begriffes bis zu der Ausbildung eines modernen Konzepts der Staatsangehörigkeit (18.–19. Jahrhundert) und der Anerkennung dieser als eines der Grundrechte eines jeden Menschen aufgezeigt werden (Allgemeine Erklärung der Menschenrechte von 1948). In diesem Zusammenhang soll auch der Entwicklung der Wahrnehmung von Rechten und Pflichten des Untertanen und des Bürgers, sowohl durch die Obrigkeit als auch die Bevölkerung bestimmter Gebiete, Aufmerksamkeit geschenkt werden.
Der geographische Rahmen der Tagung umfasst zwei Bereiche – den historischen polnischen und den deutschen Kultur- und Geschichtsraum. Die politischen Grenzen dieser Gebiete decken sich weitgehend mit dem Territorium des Heiligen Römischen Reichs, Preußens, des Deutschen Bundes bzw. des Deutschen Reichs sowie Polens (Königreich Polen, Polen-Litauen, Rzeczpospolita, Herzogtum Warschau, Kongress-Polen, Zweite Polnische Republik). Untersuchungszeitraum: epochenübergreifend, insbesondere vom Mittelalter bis um 1948.
PROGRAMM
Montag, 20. September
9:30–10:00 Uhr: Grußworte
10:00–10:30 Uhr, Einführungsvortrag: Sven Altenburger M.A. (Georg-August-Universität Göttingen): Die Pflichten des Bürgers. Politische Ideen und Institutionen in Deutschland (ca. 1880–1930)
11:00–12:45 Uhr, Panel I: Vom Bürgerrecht zur Staatsangehörigkeit
Moderation: Andreas Otto Weber
Heinrich Speich (Masarykova Univerzita Brno): Bürger, Stadt und Staat. Standortbestimmung einer Zwangsbeziehung
Oliver Landolt (Stadtarchiv Schaffhausen): Das Bürgerrecht als exklusives Privileg. Das Landrecht im Land Schwyz im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit und seine Auswirkungen bis in die Gegenwart
Lina Schröder (Julius-Maximilians-Universität Würzburg): (Städtische) Einrichtungen als Katalysatoren gesellschaftlicher Erwartungen. Zugehörigkeit im vormodernen Seßlach am
Beispiel von Stadtkirche und Bürgerwald
Marek Starý (Univerzita Karlova v Praze): „Souveräne Untertanen.“ Die im Reich regierenden Fürsten als Untertanen der böhmischen Krone in der Frühen Neuzeit
16:00–17:00 Uhr, Panel III: Konfession als potenzieller Ausgrenzungsfaktor
Moderation: Caspar Ehlers
Jiří Brňovják (Ostravská univerzita): The ‘right’ religion. Confessional affiliation and the estates in the Lands of the Bohemian Crown (from the early 17th century until the mid-19th century)
Thea Sumalvico (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg): Macht die Taufe zum Staatsbürger? Judentum, Christentum und Mechanismen des Ausschlusses im deutschsprachigen Raum des 18. Jahrhunderts
Dienstag, 21. September
9:15–10:15 Uhr, Panel IV: Konzepte der modernen Rechtsbeziehung
Moderation: Wolfgang Wüst
Alicja Kulecka (Uniwersytet Warszawski): The citizen in the ideology of political formations in the time of uprising 1863–1864
Mikołaj Banaszkiewicz (Sankt-Peterburgskij gosudarstvennyj universitet): The Northwestern Gubernias as a laboratory for social change. The contribution of Polish political thought to the development of the concept of citizenship in the Russian Empire
10:30–12:00 Uhr, Panel V: Elitär und egalitär
Moderation: Lina Schröder
Szymon Olszaniec (Uniwersytet Mikołaja Kopernika w Toruniu): The curiales (bouleutai) in the IVth century A.D.: How to escape form the city council?
Jens Blecher (Universität Leipzig): Von der Landsmannschaft zum Bürger. Die nationale
Selbstwahrnehmung und die Selbstorganisation von polnischen Studenten an der Universität Leipzig (1409–1919)
Marcin Jarząbek (Uniwersytet Jagielloński w Krakowie): Right to vote and the concept of citizenship in the Upper Silesian plebiscite in 1921. Conflicted understanding of belonging
13:30–15:00 Uhr, Panel VI: Zugehörigkeit und Ausgrenzung
Moderation: Ryszard Kaczmarek
Wolfgang Wüst (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Arme als Staaten-, Herren- und Heimatlose. Zum Problem der Bettler-, Zigeuner- und Vagantenschübe in süddeutschen Territorien der Frühmoderne
Aleksandra Oniszczuk (Uniwersytet Warszawski): If neither citizens, nor foreigners, then what? Paradoxes of the Jewish community's civic and political status in the Duchy of Warsaw (1807–1815)
15:30–17:30 Uhr, Panel VII: Im Spiel der totalitären Staaten
Moderation: Peter Hoeres
Jonathan Voges (Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover): „Ich bitte höflichst zu prüfen, ob es möglich ist, die Ausbürgerung zu annullieren.“ Osteuropäische Juden und ihr Kampf gegen die Aberkennung ihrer deutschen Staatsbürgerschaft am Beispiel des Landes Braunschweig
Wojciech Marciniak (Uniwersytet Łódzki): The issue of Poles’s citizenship in Soviet Union in activity of Polish Embassy in Moscow in years 1945–1948
Schlussdiskussion
Europäische Grenzregionen. Neue Wege im Umgang mit historischen Raum- und Grenzkonzeptionen in der Geschichtswissenschaft
gefördert durch die Fritz Thyssen Stiftung
Veranstalter:innen: Lina Schröder, Markus Wegewitz (Arbeitskreis Deutsch-Niederländische Geschichte), Christine Gundermann (Junior-Professur für Public History/Universität zu Köln), Bernhard Liemann, Ilona Riek (Fachinformationsdienst Benelux/Low Countries Studies)
Teildisziplinen wie die Global-, Regional- oder Landesgeschichte haben zu Grenzregionen unterschiedliche theoretische und methodische Zugänge entwickelt. Auch die Public History eröffnet besondere Perspektiven auf die Grenzregionen mit ihren spezifischen Ausprägungen von Geschichtsbewusstsein und Geschichtskultur. Von historischen und kulturellen Konzeptionen geprägt, durch politische Grenzen zerstückelt oder zusammengefügt sowie als Raum von Kooperation und Konflikt sind sie komplexe Untersuchungsobjekte. Anhand zahlreicher Fallbeispiele diskutiert der Workshop den geschichtswissenschaftlichen Umgang mit europäischen Grenzregionen.
Tagungsbericht: Europäische Grenzregionen. Neue Wege im Umgang mit historischen Raum- und Grenzkonzeptionen in der Geschichtswissenschaft, 25.02.2021–26.02.2021 digital (Köln), in: H-Soz-Kult, 26.04.2021, <www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-8914>.
PROGRAMM
Donnerstag, 25. Februar 2021
9:00–9:15 Uhr: Begrüßung/Welcome
9:15–10:00 Uhr, Keynote: Marijn Molema (University of Groningen): Cross Border Perspectives on the Future and Our Past
10:30–11:45 Uhr, Panel I: Grenzerfahrungen, Grenzlanderfahrungen
Moderation: Markus Wegewitz
Johannes Großmann (Universität Tübingen): Rote Zone. Die deutsch‐französische Grenzregion und der Weg in den Zweiten Weltkrieg
Sarah Frenking (Universität Erfurt): Konflikte im borderland. Raumordnung, Grenzerfahrung und Bewegungsweisen an der deutsch-französischen Grenze 1887–1914
Robert Obermair (Universität Salzburg): „Denn darin waren alle einig: Deutschtirol durfte nie welsch werden.“ – Grenzlanderfahrungen als Wurzel ideologischer Radikalisierung am Beispiel Oswald Menghins
13:30–14:45 Uhr, Panel II: Grenzland-Aktivismus/soziale und politische Bewegungen
Moderation: Christine Gundermann
Lisbeth Matzer (Ludwig-Maximilians-Universität München): Das „Deutschtum“ verteidigen. (Dis-)Kontinuitäten im „Grenzland“-Aktivismus zwischen Österreich und Slowenien (ca. 1900–1960)
Markus Wegewitz (Europäisches Kolleg Jena): „Grensland der Demokratie“. Ostbelgien und transnationaler Antifaschismus vor dem Zweiten Weltkrieg
Oswald Überegger (Freie Universität Bozen): Emotionsgeschichtliche Fragestellungen im (grenz-)regionalgeschichtlichen Kontext: Das Beispiel der Südtiroler Unabhängigkeitsbewegung nach 1945
15:30–16:45 Uhr, Panel III: Abgrenzung, Kooperation und Kontakt in Großregionen
Moderation: Bernhard Liemann
Lina Schröder (Universität Würzburg): Benelux – eine durch kulturelle Vielfalt und Föderalismus gekennzeichnete und durch politische Grenzziehung zerstückelte Region
Alexander Svyetlov (Memorial / Museum of Soviet Occupation, Kyiv): Challenges and Opportunities of State Border Re-Territorialisation. The Case Study of the East European Euro-Region
Philipp Heckmann-Umhau (University of Cambridge): Die Grenzregion als Kolonie? Neue Perspektiven auf Bosnien-Herzegowina und Elsass-Lothringen 1871–1918
Freitag 26. Februar 2021
9:00–10:15 Uhr, Panel IV: Quellen, Archive und Wissensaustausch in der Grenzregion
Moderation: Ilona Riek
Maike Schmidt (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg): Disposées à ignorer les frontières – Adelsformationen als Schlüssel zu einer transregionalen Verflechtungsgeschichte von „Saar-Lor-Lux“ in der Frühen Neuzeit?
Karl Solchenbach (University of Luxembourg): Die Grenzen aufgezeigt. Technische Innovation und räumliche Abstraktion am Beispiel früher Landkarten der Grenzregion zwischen dem Herzogtum Luxemburg und dem Kurfürstentum Trier (16.–18. Jhd.)
Katharina Schuchardt (Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde, Dresden): Grenzregionen in regionaler Kulturanalyse – Das Beispiel Braunkohle in der deutsch-polnischen Oberlausitz
10:45–12:00 Uhr, Panel V: (Master-)Narratives und die Nation im Grenzland
Moderation: Lina Schröder
Soonim Shin (Wien): Die Grenzregion Lodz 1815–1920 und ihre jeweilige nationale Vereinnahmung durch deutsche bzw. polnische Historiker
Oliver Auge (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel): „Von einem Gegen- über ein Neben- zu einem Miteinander“? Zur Deutung der Grenzregion zwischen Deutschland und Dänemark als Raum nationaler Konfrontation
Saskia Geisler (Fernuniversität Hagen): Die Grenzregion Karelien im Lichte finnischer Bauprojekte in der Sowjetunion
13:15–14:30 Uhr, Panel VI: Grenzen und Citizenship/Zugehörigkeit
Moderation: Markus Wegewitz
Machteld Venken (University of Luxembourg): Elite School Principals and Democratic Citizenship in the Belgian-German Borderlands (1919–1939)
Martin Rohde (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg): Artificial Plurality or National Indifference? How to Deal with Borderland Minorities in the ‘Western Ukrainian Borderlands’, 1880–1939
Leonie Bausch (Central European University Budapest): Nested Belonging and Gender. How to Claim Frenchness in 1918–1919 Alsace
15:00–16:30 Uhr, Podiumsdiskussion und Abschluss
Moderation: Lina Schröder
Diskutant:innen:
Caspar Ehlers (Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte Frankfurt a. Main)
Christine Gundermann (Universität zu Köln)
Georg Mölich (LVR-Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte, Bonn)
Peter Techet (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
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