I. Laufende Projekte

 

Mobile Grenzräume. Selbstverständnis, raumspezifische Organisationsmuster und Transformationsprozesse in Grenzregionen am Beispiel der deutsch-deutschen Handelsschifffahrt (1952–81) (Arbeitstitel)

Das Projekt widmet sich der Erforschung von Grenzräumen und -regionen aus historischer Perspektive. In diesem Rahmen führt es zugleich die bisher nur marginal erfolgten Forschungen zu maritimen Regionen fort, indem Letztere als Grenzregionen, sowie die sie durchquerenden Handelsschiffe (aus der BRD und DDR) im Zeitraum von 1952–81 als ‚mobile Grenzräume‘ untersucht werden. Im Fokus stehen dabei das Selbstverständnis der in den Grenzräumen agierenden Akteure, ihre raumspezifischen Organisationsstrukturen sowie die diesbezüglichen Auswirkungen auf die Transformation maritimer Regionen. In diesem Kontext soll u. a. auch die Oral History für die Regionalgeschichte nutzbar gemacht werden, indem die auf den damaligen Schiffen agierenden Akteure befragt werden.

 

Die Elektrifizierung des Alltags

2024: Nachwuchsworkshop (in Salzburg, gemeinsam mit Martin Knoll und Dieter Schott): Die Elektrifizierung des Alltags: Was hat die Energiewende vor 120 Jahren mit der aktuellen gemeinsam?

2022/23: Zwei Seminare an den Universitäten Würzburg und Salzburg

2020 (Auftakt): Licht lockt Leute: Als der Mensch in die Schöpfung eingriff und Tag und Nacht aufhob

 

Eine Bibliographie für Infrastruktur-Geschichte

Forschungsarbeiten stehen und fallen vor allem mit dem Forschungsstand, es ist unerlässlich, sich einen Überblick über bereits existierende Publikationen zu verschaffen. Im Falle der Infrastruktur-Geschichte ist dies oftmals sehr mühsam. Der Geschichtszweig als solcher ist noch nicht etabliert, entsprechend vermisst der Forscher entsprechende Handbücher oder gar bibliographische Nachschlagewerke. Die eigenen "leidvollen" Erfahrungen vor Augen habend, bemüht sich die Verfasserin im Rahmen dieses Projektes, möglichst viel Literatur zusammenzutragen, welche als Ausgangsbasis für infrastruktur-geschichtliche Untersuchungen dienen mag. In der Hoffnung, dass eine solche Bibliographie infrastruktur-historische Projekte indirekt unterstützt, werden die Ergebnisse auf dieser Homepage öffentlich zur Verfügung gestellt. Das Projekt ist sämtlichen weiteren Forschungen untergeordnet, weshalb es keinen Zeitplan für die Bearbeitung gibt.

 

II. Abgeschlossene Projekte

Größere Projekte

Habilitationsprojekt (begleitet durch Prof. Dr. Martin Knoll)

Keine Infrastruktur in der Vormoderne?

Eine transregionale Studie zur epochenübergreifenden Bedeutung und Abhängigkeit «gemeiner Einrichtungen» (Publikation in Vorbereitung)

Drei zentrale Fragestellungen stehen im Fokus: (1) Was ist Infrastruktur? (2) Ist Infrastruktur erst eine Erscheinung der Moderne? sowie (3) Welche Rolle spielt der Standort einer zur Infrastruktur dazugehörigen Einrichtung? Diesbezüglich untersucht werden verschiedene Einrichtungstypen, z.B. Stadtbefestigungen, Mühlen, Brücken, Badstuben, Ziegelhütten etc. Auf Basis u.a. zweier Fallstudien zu Seßlach (Oberfranken) und Kleve (Rhein-Maas-Raum) werden dabei unterschiedliche Erklärungsansätze aus Geschichtswissenschaft, Archäologie, Stadtsoziologie, Geographie oder aus den Wirtschaftswissenschaften diskutiert. Aus neuzeitlicher Perspektive definiert Dirk van Laak (2018) Infrastruktur, seiner Meinung nach entstanden im 19. Jahrhundert, als „alles Stabile, das notwendig ist, um Mobilität und einen Austausch von Menschen, Gütern und Ideen zu ermöglichen“ (Alles im fluss. S. 13). Dabei bezieht er sich jedoch offensichtlich lediglich auf Einrichtungstypen mit Verbundtechnik, also Verkehr, Wasser-, Stromleitungen oder Kommunikationseinrichtungen. Die Mediävistik geht bis hierhin insofern Accord, als dass sie in Ermangelung vorhandener moderner Leitungsnetze für Wasser, Energie oder das Nachrichtenwesen ebenfalls Einrichtungen des Verkehrs als Infrastruktur bezeichnet. Was ist allerdings mit den restlichen Einrichtungstypen, also denjenigen, die keine Verbundtechnik aufweisen? In der Konsequenz vergleicht die Studie z.B. den Schiffskanal als Einrichtung mit Verbundtechnik mit dem Rathaus; der Untersuchungszeitraum reicht vom Spätmittelalter bis zum Ersten Weltkrieg. Bezüglich der Standortfrage wird «Standort» mehrperspektivisch gedacht, u.a. geht es auch hier um Kontinuität bzw. um die Abhängigkeit eines Einrichtungstyps von Siedlung und Region.

Da sich verschiedene Disziplinen mit der Infrastrukturfrage beschäftigen, wird quellentechnisch ein transdisziplinärer Ansatz verfolgt. Für die Analyse der Einrichtungstypen werden Schriftquellen, kunsthistorische, archäologische, stadtsoziologische, naturräumliche sowie topographische Befunde miteinbezogen. Den übergeordneten Rahmen für die Erklärung eventueller Gemeinsamkeiten bildet dabei die Gesellschaft, die es epochenübergreifend zu beschreiben gilt. Diesbezüglich wird mit Niklas Luhmanns Systemtheorie gearbeitet.

 

Schnittstelle Kahlgrund. Ein Grenzraum ohne Grenzen als Bühne der Reichs-, Regional- und Lokalpolitik im Spätmittelalter (Publikation in Vorbereitung [Frühjahr 2024])

Die Untersuchung soll einen Beitrag zur Aufarbeitung der spätmittelalterlichen Geschichte des Kahlgrunds leisten, der zu Beginn des 15. Jahrhunderts, so die Hypothese, politisch eine Schnittstelle zwischen dem vom Mainzer Erzbischof dominierten Spessart und der ursprünglich vom König beherrschten Wetterau darstellte. Im genannten Zeitraum wies der Kahlgrund ein königliches Freigericht, mehrere kleine Ortschaften (u.a. Kahl, Mömbris, Krombach, Blankenbach, Sommerkahl), mit Alzenau nur eine Siedlung mit Stadtrecht (1401) sowie eine sehr hohe Burgendichte auf – insbesondere letztere verweist vor allem auf verschiedene Tätigkeiten niederadeliger Akteure.

Im Jahr 1405 ließ König Ruprecht von der Pfalz (1400–10) mehrere dieser Burgen mit der Begründung, dass es sich um Raubschlösser handelte, einlegen. Dem hierfür zusammengestellten Zug schloss er sich streckenweise persönlich an. U.a. diese Episode gibt Anlass, im Kahlgrund eine wichtige politische Schnittstelle zwischen Wetterau und Spessart zu vermuten.

Die Wetterau ist dabei ein schönes Beispiele für die Bedeutung von Königsnähe respektive -ferne für eine Region: Das Gründen von Städten und Burgen, ihre Verpfändung, Vergabe als Lehen bzw. im Bedarfsfall ihre Zerstörung war auch im Spätmittelalter noch fester Bestandteil angewandter Herrschaftspraktiken, hinter denen unterschiedliche Akteursgruppen standen. Inwieweit welche der genannten Praktiken zum Einsatz kam hing dabei vor allem, dass zeigen die ausgewählten Betrachtungsbeispiele, von den Herrschaftsstrukturen der jeweiligen Regionen ab. Um die diversen Verflechtungen besser verstehen und „entwirren“ zu können, wird hier ein Untersuchungszeitraum von 1376 bis grob 1410 zugrunde gelegt.

Quellentechnisch bieten u.a. die zahlreichen Regestensammlungen zu den beiden Königen Wenzel (1376–1400) und Ruprecht, dem Erzbistum Mainz, dem reichspolitischen Geschehen (RTA), den hier interessierenden Städten Frankfurt, Gelnhausen, Wetzlar und Friedberg sowie zu den einzelnen niederadeligen Geschlechtern eine gute Überlieferungsgrundlage. Diese sollen neben der Hinzuziehung verschiedener Archivalien (z.B. Lehensbriefe) u.a. direkt mit den aktuellen, über das Archäologische Spessartprojekt e.V. (https://www.spessartprojekt.de/) gewonnenen Grabungsbefunden (Federführung Harald Rosmanitz M.A.) zu den einzelnen Kahlgrunder Burgen in Beziehung gesetzt werden.

Das Projekt wurde von der Gemeinde Mömbris und dem Verein Kulturlandschaft Kahlgrund e.V. (1. Vorsitzender: Hermann-Josef Bender) initiiert und wird durch beide unterstützt: https://www.kulturlandschaft-kahlgrund.de

 

Dissertationsprojekt (Doktorvater: Prof. Dr. Dr. h.c. Wilfried Loth)

Der Rhein-(Maas-)Schelde-Kanal als geplante Infrastrukturzelle von 1946 bis 1985: Eine Studie zur Infrastruktur- und Netzwerk-Geschichte (Publikation 2017 erschienen)

 

Kleine Projekte

Herrschaftlicher Anspruch und öffentlicher Nutzen. Die Rolle (städtischer) Einrichtungen und natürlicher Ressourcen im epochenübergreifenden Vergleich – ein Projekt mit Studierenden der Universität Würzburg (Publikation 2023 erschienen)

Das Projekt wurde gefördert durch den Geschichts- und Kunstverein Aschaffenburg e.V., den Bezirk Unterfranken, den Verschönerungsverein Würzburg e.V. und die Sparkassen-Stiftung Würzburg.

Die Willigisbrücke in ihrer regionalen Verankerung. Eine epochenübergreifende und exemplarische Untersuchung (Publikation 2020 erschienen)

Die Geschichte des sich im Hafenlohrtal befindlichen Hofgutes Erlenfurt, auch Kohlhütte genannt (Publikation 2020 erschienen)

Der Hafen Marktsteft als Herrschaft sichernde Maßnahme im 18. und 19. Jahrhundert (Publikation 2019 erschienen)

Die Republikgründung der Niederlande – eine systemtheoretische Betrachtung (Publikation 2013 erschienen)

 

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